Stille Held*innen im Nationalsozialismus

Stille Held*innen

 

Stille Held*innen, auch Judenretter*innen/-helfer*innen genannt, sind Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus weltweit Jüdinnen und Juden geholfen haben.

Wer war ein*e „stille*r Held*in“?

Alle bekannten „stillen Held*innen“ kommen aus unterschiedlichen Berufsbereichen, sozialen Schichten, haben unterschiedliche politische Einstellungen oder Religionen. Das Einzige, was sie eint, ist der Mut, anderen Menschen zu helfen.

 

Wie haben „stille Held*innen“ geholfen?

Je nach der benötigten Hilfe und den Möglichkeiten des*der Helfer*in gab es Hilfe in Form von Verstecken, Besorgen von falschen Pässen, Versorgen mit Nahrungsmitteln etc.

Beispiele:

  • Eine Hausfrau mit vier Kindern, deren Mann an der Front ist, versteckt Jüd*innen in ihrer Speisekammer und versorgt sie.
  • Ein jüdisches Mädchen wird als zusätzliches Kind einer christlichen Familie aufgenommen und so versteckt.
  • Ein Großindustrieller beschäftigt Juden in seiner Fabrik und schützt sie so vor der Deportation.
  • Ein Polizeibeamter warnt Jüd*innen vor der anstehenden Deportation.
  • Ein Hotelier ignoriert, dass seine Gäste Jüd*innen sind.

 

Aus der Hilfe resultierende Probleme für „stille Held*innen“:

– soziale Probleme: Angst vor Ausgrenzung und Denunzierung durch Nachbar*innen

– materielle Probleme: Jüd*innen zu helfen kostete Geld, Lebensmittelrationen teilen, Pässe beschaffen

– Strafverfolgung: die Verordnung des Reichssicherheitshauptamtes vom 24.10.1941 besagte, dass Deutschen, die eine freundschaftliche Beziehung zu Jüd*innen führen, eine Haftstrafe, Geldstrafe, Verwarnung oder bis zu 3 Monaten Konzentrationslager drohten. Strafen in anderen Ländern waren rigoroser, in Polen drohten den Helfenden und deren Familien die Todesstrafe.

Historische Aufarbeitung:

In Israel gab es 1953 den Beschluss der Knesset, die Holocaustgedenkstätte „Yad Vashem“ in Jerusalem zu errichten. Seit 1963 werden dort „Gerechte unter den Völkern“ (= nichtjüdische Person, die Jüd*innen geholfen hat) geehrt. Gerechte unter den Völkern ist eine andere Bezeichnung für stille Held*in. Ein Komitee entscheidet über die Vergabe des Titels. Wird zugestimmt, erhält der*die „Gerechte unter den Völkern“ eine Urkunde und eine Medaille. Bis zum 01.01.2016 wurden 26120 Personen aus 47 Nationen geehrt, davon 587 Deutsche und 6620 Polen.

In Deutschland verläuft die Helfer*innenforschung sehr langsam. 1997 bis 2002 gab es ein Projekt des Zentrums für Antisemitismusforschung, auf dessen Ergebnissen basierend 2008 die Gedenkstätte „Stille Helden“ in Berlin eröffnet wurde.

 

Bedeutung der „stillen Held*innen“ heute:

– Stille Held*innen sind ein Vorbild für Verhaltensmaxime im Sinne der Bildung humaner Werte und auch in schwierigen Zeiten für Mitmenschen unabhängig von Religion oder kulturellem Hintergrund einzustehen.

– Sie zeigen, dass es damals eine Alternative zur Teilnahme am Massenmord gab. „Stille Held*innen“ sind der Beweis, dass man auch angesichts eines totalitären, terroristischen Regimes als Einzelne*r trotzdem nicht unfähig zum Handeln war und sich weiterhin für menschliche Werte einsetzen konnte.

– Sie sind ein Vorbild zur steten Reflexion und für ein soziales Miteinander, insbesondere auch im 21. Jahrhundert.

 

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